Nachdem die Nationalsozialisten 1933 die Macht ergriffen, flohen schätzungsweise eine halbe Million Menschen. Darunter waren auch viele Künstler:innen und Schriftsteller:innen. Warum Menschen ins Exil gegangen sind, ist je nach Einzelschicksal unterschiedlich. Durch die Ideologisierung der Kulturpolitik und der damit verbundenen Verfolgung und Verdrängung wurden zahlreiche Künstler:innen ins Exil getrieben. Einige befanden sich bereits in akuter Lebensgefahr, andere kamen dieser Situation durch ihre Flucht zuvor. Ihre Kunst wurde als „entartet“ verurteilt. Den jüdischen Künstler:innen wurde sogar ganz die Fähigkeit zur Kunst abgesprochen.
Die meisten Künstler:innen, die kurz nach der Machtübernahme ins Exil gingen, flohen in die europäischen Nachbarländer, um die Entwicklung in Deutschland abzuwarten. Für sie gab es dadurch auch die Möglichkeit, den Kontakt zu ihrem Publikum nicht zu verlieren. Zentrale Länder waren hier Frankreich und die Tschechoslowakei, wo sich rasch eine lebendige Exilszene entwickelte. Für viele führte der Weg aber mit Kriegsbeginn und der damit verbundenen Ausweitung des nationalsozialistischen Machtbereichs in weiter entfernte Länder. Wichtige Aufnahmeländer waren hier die USA, Länder in Südamerika, aber auch Großbritannien und Palästina. Welches Land sie wählten, hing nicht nur von den eigenen Wünschen und finanziellen Möglichkeiten ab, sondern auch davon, wie einfach die Einreisebestimmungen waren.
Neben der Flucht ins Exil gingen einige Schriftsteller:innen im Nationalsozialismus auch in die innere Emigration. Sie standen zwar in politischer Opposition zum NS-Staat, gingen aber nicht ins Exil. Die Gründe hierfür waren vielfältig. Konnten die einen sich nicht aus ihren sozialen Bindungen lösen, so wollten die anderen als Zeug:innen im Land bleiben und mit literarischen Mitteln Widerstand leisten. Die Autor:innen entwickelten, waren sie nicht mit einem Schreibverbot belegt, eigene Formen des „Zwischen-den-Zeilen“-Schreibens.
Mit dem Gang ins Exil ging für viele eine große finanzielle Verunsicherung einher. Sie verloren nicht nur ihre Vertriebswege, ihre Netzwerke und sozialen Bindungen, sondern auch das Gefühl der Zugehörigkeit. Für einige waren diese Verluste nicht zu ertragen und sie beendeten ihr Leben.
Aus diesen Verlusten entstand bei vielen aber auch der Wunsch sich auszutauschen, zu diskutieren und eigene Publikationswege zu finden. Sie gründeten Exilzeitschriften und Verlage. Diese waren Orte der Debatten und Informationsquellen. Die Exilant:innen waren beileibe keine homogene Gruppe. Ideologische und künstlerische Positionen unterschieden sie. So entwickelten sich im Exil eine Vielzahl an unterschiedlichsten, auch streitenden, Vereinigungen. Schon 1933 gründeten sich der „Schutzverband deutscher Schriftsteller in Paris“ und der deutsche PEN-Club im Exil. Diese und andere Vereinigungen dienten nicht nur der Interessenvertretung, sondern gaben auch einZugehörigkeitsgefühl.
Viele der geflohenen Autor:innen beschäftigten sich in ihren Werken mit den Geschehnissen im NS-Deutschland. Heinrich Mann war der Auffassung, dass in Wirklichkeit nur antifaschistische Literatur die „einzige deutsche Literatur sei“. Deutlich seltener erschienen Werke, die Themen und Gesellschaft des Gastlandes aufgriffen. Nur wenige schafften den Sprachwechsel und konnten sich so einem größeren Publikum anbieten. Wer vorher schon international gearbeitet hatte, war hier natürlich im Vorteil.
Mit dem Ende des Krieges stellte sich für die Exilant:innen die Frage der Rückkehr. Nicht wenige entschieden sich gegen die Rückkehr in das Land, welches sie vertrieben hatte. Einige waren im Aufnahmeland heimisch geworden, hatten Familien gegründet und sich eine neue Existenz aufgebaut. Andere wollten nicht in das Land zurück, welches ihre Werke verbrannt hatte und dessen Ziel die Vernichtung der europäischen Juden und Jüdinnen gewesen war.