In diese Phase fallen Bücherverbrennungen, die zeitlich nach der studentischen „Aktion wider den undeutschen Geist“ stattfanden. Die Verbrennungen in dieser Phase sind sehr unterschiedlichen Charakters. Sie umfassen sowohl gleichzeitige Verbrennungen in koordinierten Aktionen, aber auch viele Einzelaktionen unterschiedlichster Ausgestaltung. Alle Verbrennungen dieser Phase einte, dass sie deutlich von der studentischen Aktion inspiriert waren. Nur wenige Verbrennungen ähnelten eher denen der ersten Phase und fanden im Anschluss von Plünderungen statt.
Es gab zwei organisierte Aktionen, bei denen mehrere Verbrennungen gleichzeitig stattfanden. Hier machten die Bücherverbrennungen auf Schulhöfen in der Rheinprovinz den Anfang. Sie waren behördlich durch den Oberpräsidenten der Provinz angeordnet und fanden am 19. Mai statt. Die Initiative wurde in die Hände der Hitlerjugend gelegt, welche die Plünderung der Schulbibliotheken organisierte. Die Lehrer:innen mussten nun den örtlichen HJ-Führern Rechenschaft ablegen, warum die verbrannten Bücher vorher überhaupt in die Bibliotheken aufgenommen wurden.
Die zweite zentral organisierte Verbrennungsaktion fand im Rahmen der „Kampfwoche gegen Schmutz- und Schundliteratur“ in Baden statt. Auch hier war die Hitlerjugend federführend. Schon kurz nach den studentischen Verbrennungen veröffentlichte sie am 14. Mai den Aufruf für die Kampfwochen. Großspurig heißt es im Aufruf: „Am Ende der ersten Woche wird die Hitlerjugend in jeder badischen Stadt einen großen Demonstrationszug veranstalten, um […] den gesammelten Bücherdreck feierlich zu verbrennen.“ Verbrennungen fanden wohl nicht in jeder badischen Stadt statt, aber es zeigte sich in den letzten Jahren auch eine große Dunkelziffer im Forschungsstand.
Neben den beiden konzertierten Aktionen kam es in der dritten Phase zu einer großen Anzahl von regionalen Verbrennungen im gesamten Reichsgebiet, die sich von der Inszenierung her stark an der studentischen Aktion orientierten. Einige dieser Verbrennungen fanden im Rahmen von Sonnenwendfeiern Ende Juni statt, andere zogen sich bis in den November hinein. Die Akteur:innen waren regional unterschiedlich, aber auch hier war die HJ stark vertreten und trat oft als Hauptveranstalter auf. Darüber hinaus traten der Kampfbund für deutsche Kultur, der Deutsche Handlungsgehilfen-Verband, die Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation sowie diverse NSDAP-Ortsgruppen als Veranstalter in Erscheinung.