Phase 1 – März bis Mai 1933

In diese Phase fallen die Bücherverbrennungen vor dem 10. Mai 1933, welche nicht zur „Aktion wider den undeutschen Geist“ gehören. Der Großteil von ihnen fand im Rahmen des politischen Straßenterrors durch SA und SS kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten statt. Nach dem Sieg Hitlers bei den Reichstagswahlen am 5. März ging die NSDAP verstärkt gegen den politischen Gegner vor. Hierbei konzentrierte sie sich bewusst auf die SPD, die KPD und die Gewerkschaften. Ihnen wurde die organisatorische Basis entzogen, indem systematisch Gewerkschaftshäuser, Parteibüros und Verlage besetzt und geplündert wurden. Allzu oft kam es hierbei auch zu Folterungen und Morden. Im Rahmen der Plünderungen wurde das Innere häufig verwüstet und die wertvollen Druckereien zerstört. Die oft vorhandenen Bibliotheken wurden wahllos geplündert und teilweise direkt vor dem Haus verbrannt. Ebenso geschah dies bei den, häufig im selben Haus sitzenden, Buchhandlungen. In kleineren Orten wurden in diesem Zuge zum Teil auch die Privatwohnungen von politischen Gegner:innen durchsucht und geplündert.


Bücherverbrennung in Dresden am Wettiner Platz | ©SLUB / DeutscheFotothek / Unbekannter Fotograf

Ein wichtiges Merkmal der Verbrennungen in der ersten Phase ist, dass sie nicht explizit als Bücherverbrennungen geplant waren. Sie fanden spontan und beiläufig als Begleiterscheinung der Übergriffe von SA und SS statt. Auch betraf die Verbrennung nicht alleine die Literatur, sondern auch Fahnen, Flugblätter, Zeitungen, Akten und Möbel aus den Plünderungen.

Die Verbrennungen in dieser Phase folgten außerdem keinen systematischen Listen von Autor:innen. Der Inhalt der Hausbibliotheken wurde gesamt dem politischen Gegner zugeschrieben und verbrannt. Dadurch lässt sich für diese Zeit nur sehr begrenzt feststellen, welche Autor:innen betroffen waren.

Verbrennungen nach diesem Schema machen den Großteil der ersten Phase aus. Es gab aber auch einige inszenierte und geplante Verbrennungen. Federführend war hier die Hitlerjugend (HJ). Der Großteil der Bücher stammte aus Schulbibliotheken und wurde zum Teil direkt auf den Schulhöfen verbrannt. Einige Verbrennungen fanden aber auch in Verbindung mit einem Aufmarsch auf öffentlichen Plätzen statt. Diese Verbrennungen stützten sich noch nicht auf eine gemeinsame Indizierungsliste. Im Unterschied zu den „wilden“ Verbrennungen durch SS und SA tauchen hier aber Autor:innen namentlich auf. Dies betraf u. a. Erich Maria Remarque, Ernst Toller, Lion Feuchtwanger und Kurt Tucholsky.

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